Fünf Prinzipien
Fünf Prinzipien

Fünf Prinzipien

In seinem Buch "In der Tiefe der Wüste" erzählt unser Bischof Dr. Michael Gerber von ganz persönlichen Erfahrungen aus seiner Zeit als Weihbischof in Freiburg und als Bischof in Fulda. Auf der Suche nach dem Tiefgründigen - nach dem, was in der Kirche bleibend Halt gibt - und in der Auseinandersetzung mit dem Abgründigen, das in der Kirche schmerzhaft vorhanden ist, haben sich in dieser Zeit fünf wesentliche Zugänge herauskristallisiert. Sie wurden Prinzipien genannt und können bei Entscheidung und Unterscheidung im Bistum Fulda und darüber hinaus helfen.  Keines der Prinzipien kann isoliert betrachtet werden! Sie greifen ineinander, sind aufeinander bezogen und erschließen sich auch wechselseitig.

Fünf Prinzipien
Fünf Prinzipien
Persönlichkeitsentwicklung auf dem Glaubensweg mit Jesus Christus
Persönlichkeitsentwicklung auf dem Glaubensweg mit Jesus Christus

Persönlichkeitsentwicklung auf dem Glaubensweg mit Jesus Christus

Gott hat jeden Menschen im Blick. Die Initiative zu einer Beziehung im Glauben geht immer zuerst von ihm aus. Als seine Geschöpfe sind Menschen darauf angelegt, auf diese Initiative in aller Freiheit antworten zu können. Die Erfahrung zeigt, dass die Wege in eine lebendige Beziehung zu Gott in Vater, Sohn und Heiligem Geist sehr unterschiedlich sein können, mal mehr und mal weniger gradlinig verlaufen und auch manchmal einfach Funkstille herrscht.

Persönlichkeit zu entwickeln auf dem Glaubensweg mit Jesus meint, den Anteil in uns, in dem die Beziehung zu Gott wirksam ist, nach und nach immer mehr zu vergrößern.

Sie können sich (gemeinsam) fragen:

  • Was war/ist Ihr ganz persönlicher Zugang zu Jesus Christus und seiner Botschaft?
  • In welcher Lebenssituation hat sich das einmal ganz besonders gezeigt? 
  • Oder anders herum: Wann/wodurch wird/wurde der Zugang erschwert?

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Radikal vom Ziel zum Mittel
Radikal vom Ziel zum Mittel

Radikal vom ZIEL zum Mittel

Das große ZIEL jedes Menschen und der gesamten Gemeinschaft der Glaubenden ist es, Gott zu lieben, ihn zu loben, ihn zu ehren und ihm zu dienen sowie unsere Mitmenschen zu lieben und dadurch vollendet zu werden. Die Kirche ist dazu da, um uns Menschen zu helfen, in diese Beziehung zu Gott hineinzufinden und dadurch persönlich und gemeinsam auf ihn hin zu wachsen.

Dabei darf die Kirche nicht Selbstzweck werden, sondern ist selbst ausgerichtet auf Gott und muss auf ihn hin durchsichtig sein. Die Herausforderung ist, jeweils das Mittel zu finden, das näher zum ZIEL führt und zu vermeiden, dass das Mittel selbst zum Ziel, zum Selbstzweck wird. Das ZIEL bestimmt die eingesetzten Mittel (Menschen, Zeit, Gebäude, Finanzen…)

Sie können sich (gemeinsam) fragen:

  • Was kennzeichnet Kirche, eine Pfarrei, alle Christen… zutiefst?
  • Was ist, ausgehend von der Botschaft Jesu, der ureigenste Auftrag als Pfarrei, als Gruppe…?
  • Was ist jeweils das beste Mittel, um dem letzten ZIEL näher zu kommen?
  • Welche Mittel im weitesten Sinn, welche Ressourcen, welche Ausstattung (Menschen, Zeit, Gebäude, Finanzen…) dienen dem Auftrag mehr, welche weniger?

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Menschen erfahren kirchliches Handeln als relevant und inspirierend
Menschen erfahren kirchliches Handeln als relevant und inspirierend

Menschen erfahren kirchliches Handeln als relevant und inspirierend

Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, Austrittszahlen, aber auch die ganz persönliche Alltagserfahrung legen nahe, dass kirchliches Handeln und auch das Glauben selber immer mehr an Relevanz im Alltag der Menschen verloren haben und immer weniger eine Quelle der Inspiration darstellen. Es wächst die Zahl derer, die ohne Rückbindung im Glauben – nach ihrem persönlichen Empfinden und auch objektiv - gut leben. Glauben, erst recht Kirche, ist für viele weder relevant noch inspirierend.

Die große Herausforderung ist, zu erfahren, wann kirchliches Handeln und Glauben im Leben eines Menschen tatsächlich (nicht vermutet!) Relevanz bekommt, unter welchen Rahmenbedingungen Inspiration geschieht. 

Sie können sich (gemeinsam) fragen:

  • Welchen Menschen sind Sie begegnet, denen der Glaube für ihren Alltag relevant ist, die aus dem Glauben Inspiration erleben oder sich von kirchlichem Handeln zu eigenem Handeln inspirieren lassen?
  • Kennen Sie unter diesen Menschen welche, die vielleicht selbst gar nicht glauben? 
  • Relevanz von kirchlichem Handeln und Inspiration durch kirchliches Handeln - wie und woran hat sie sich gezeigt?
  • Von welchen Menschen wissen Sie aus persönlichen Gesprächen, wann und warum kirchliches Handeln für sie irrelevant geworden ist? 
  • Wissen Sie, was stattdessen Relevanz hat, woher Inspiration kommt?
  • Mit welcher Grundhaltung begegnen Sie Menschen? Denen, für die Glaube relevant ist? Und denen, die einen anderen Lebensentwurf haben? Und denen, für die kirchliches Handeln Relevanz hat, ohne, dass sie christlich glauben?

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Not sehen und handeln und zum Handeln ermächtigen
Not sehen und handeln und zum Handeln ermächtigen

Not sehen und handeln und zum Handeln ermächtigen

In diesem Prinzip geht es um eine sozialraumsensible Haltung: 

  • Sie orientiert sich an den Bedürfnissen und am Willen der beteiligten Menschen.
  • Sie zielt auf Aktivierung ab, statt in einer dauerhaften Betreuung hängenzubleiben. 
  • Sie nutzt die Fähigkeiten, Talente, Möglichkeiten der beteiligten Menschen. 
  • Sie beschränkt sich nicht auf ausgewählte Zielgruppen und Bereiche. 
  • Sie vernetzt und kooperiert mit anderen Diensten im selben Sozialraum.

"Zum Handeln ermächtigen" bringt automatisch die Frage mit nach dem Verständnis von und dem Umgang mit Macht.

Sie können sich (gemeinsam) fragen:

  • Wo sind die Armen unserer Tage? Welche Armut zeigt sich – materiell und ideell?
  • Wer ist in bedrängender Weise an den Rand der Gesellschaft geraten?
  • Wer leidet in Ihrem näheren oder weiteren Umfeld materiell oder ideell Not?
  • Wer schärft und weitet Ihren Blick für Not-Wendigkeiten?
  • Wer ermächtigt eigentlich wen? Wer setzt in wem ungeahnte Kräfte und Kreativität frei und wer ist bereit, eigene Macht abzugeben?
  • Wer erlebt vielleicht gerade hier kirchliches Handeln als relevant und inspirierend?
  • Was heißt es für die Ressourcen-Entscheidungen in Ihren Gremien, Gruppen, Teams…, wenn Sie konsequent das große ZIEL im Blick haben?

Not sehen und handeln und zum Handeln ermächtigen
Not sehen und handeln und zum Handeln ermächtigen

Kirchliche Vielfalt in fruchtbarer Spannung der Einheit, die Christus schenkt

In seinem hier verlinkten Video erläutert Dr. Bischof Michael Gerber die Kernbotschaft dieses Prinzips:

Unter Spannung - Video zum Hirtenwort von Bischof Dr. Michael Gerber

Sie können sich (gemeinsam) fragen:

  • Welche Spannungen beobachten Sie in Ihrer Pfarrei, Kommune…, insgesamt in Kirche und Gesellschaft?
  • Welche Rolle kann Kirche, können Christen für die Einheit in Kirche und Gesellschaft spielen?

Weitere Angebote

  • Fünf Prinzipien per Zoom - Wir lesen gemeinsam und tauschen uns aus: Hauptberuflich in der Pastoral Arbeitende: 23. Februar, 1. März, 8. März, 10. April, 17. April jeweils von 8.30 Uhr bis 9.30 Uhr. Den Zugangslink erhalten Sie über bstmsntwcklngbstm-fldd
  • Fastengespräche mit Bischof Dr. Michael Gerber, Sr. DDr. Igna Kramp CJ, Bischof Dr. Felix Genn, P. Josua Schwab per Zoom am 22. Februar, 5. März, 13. März. Anmeldung und Link über: fstngsprchbstm-fldd
  • Wir begleiten Pfarrgemeinderäte der neu gegründeten Pfarreien im Bistum Fulda bei Klausuren mit den 5 Prinzipien
  • Wir bieten Räume zum Erfahrungsaustausch für ehrenamtlich oder hauptberuflich Verantwortung Tragende im Bistum Fulda. Wenn Sie Ideen, Anregungen, Rückmeldungen, Unterstützungsbedarf haben, schreiben Sie uns: bstmsntwcklngbstm-fldd
In der Tiefe der Wüste 
Perspektiven für Gottes Volk heute
von Bischof Dr. Michael Gerber
In der Tiefe der Wüste
Perspektiven für Gottes Volk heute
von Bischof Dr. Michael Gerber

In der Tiefe der Wüste

Das neue Buch von Bischof Dr. Michael Gerber


Anstößig-steinig und zum großen Teil selbstverschuldet: Nachdem die Kundschafter des Neuen nicht gehört wurden, ist das Gottesvolk viele Jahrzehnte in der Wüste unterwegs. Was die Bibel beschreibt, kennzeichnet in gewisser Weise auch den Zustand der Kirche. Damals wie heute gibt es jedoch die Erfahrung: Gott kann gerade durch Wüstenwege sein Volk formen und neu ausrichten. 

Diese Neuausrichtung zielt sowohl auf strukturelle Elemente als auch auf eine erneuerte Kultur und eine dafür notwendige Haltung der einzelnen Akteure. Die Notwendigkeit von Strukturreformen voraussetzend ist der Autor mit unterschiedlichen Menschen und Verantwortungsträgern der Frage nachgegangen: Wo zeigen sich – gerade im „Sand und Staub“ und in manchem „Schutt der Jahrzehnte“ – kleine Pflänzchen, die auf eine künftige Kultur verweisen? Wie kann das Evangelium die gemeinsame Suche und Ausrichtung auf den Auftrag des Herrn für seine Kirche im Jetzt durchdringen und wie führt es zugleich Menschen in eine innere Freiheit? 

Der Autor stellt Prinzipien vor, die im Bistum Fulda die Basis für zukünftige Entscheidungen bilden werden und weit über Fulda hinaus anregend und hilfreich sind. Persönliche Praxisreflexionen von Bischof Gerber regen dazu an, eigenen Erfahrungen auf die Spur zu kommen und sich auf Wüstenwegen nicht entmutigen zu lassen. (Quelle: Herder)

Verlag Herder
1. Auflage 2024
Gebunden, 160 Seiten
18,00 € inkl. MwSt.
ISBN: 978-3-451-39748-6
www.herder.de/religion-spiritualitaet/shop